Sep 27

IMG_0026.JPGNach dem ich mit Flo vereinbarte hatte, wieder einmal einen höheren Gipfel zu besteigen, blätterte ich in meinen Tourenbüchern und entschloss mich schließlich, ihm den Kraxentrager vorzuschlagen. Dieser ist der erste mächtige Bergstock im Tuxer Kamm der Zillertaler Alpen, hat aber ein kleines Manko. Mit seinen 2.999 m fehlt im nur ein Meter auf die magische 3.000er Grenze. Flo`s Kommentar zu meinem Tourenvorschlag lautete knapp: „Das hört sich gut an“. So fuhren wir um 06:45 von Schwaz aus ins Valser Tal. Da wir es mit der Tourenplanung manchmal nicht so genau nahmen, hatte ich diesmal auch die „Schwarte“ von einem Tourenbuch mit im Gepäck, um im Zweifelsfall nochmals die Beschreibung der Route nachlesen zu können.

die Schwachstelle in der WandUm 07:50 starteten wir vom Parkplatz bei der „Touristenrast (ca. 1.400 m)“. Auf dem Fahrweg geht´s zunächst an der Nockeralm vorbei und dann über einen Steig ziemlich steil hinauf zur privaten Zeischalm. Auf dem Weg dorthin quert man mehrere Wasserfälle, an denen liebevoll gestaltete Wasserfiguren Mühlräder drehen und Hammerwerke klappern. Unterhalb der Zeischalm wechselt man über eine schmale wackelige Holzbrücke über den Zeischbach auf die andere Seite des Talkessels. Von nun an geht’s über Almwiesen und Blockfelder mühsam empor bis zur Schwachstelle in der „Langen Wand“. Schwachstelle deshalb, weil die Wand mittels Eisenleiter und Seilversicherung ohne Probleme überwunden wird. Von hier erreicht man in gut 15 Minuten das „Sumpfschartl“ auf einer Höhe von 2.666 m.

IMG_0039.JPGWie geplant nahmen wir nicht den Normalweg über die Landshuter-Europa-Hütte, sondern den Anstieg über den NW-Grat. Eine einem Wolfskopf ähnelnde Felsformation; zwei, drei Steinmännlein und Holzstöcke wiesen uns bis auf eine Höhe von ca. 2.900 m den Weg. An dieser Stelle war dann aber leider schon Endstation. Der Weiterweg am Grat schien uns zu schwierig zu sein. So querten wir wie im Tourenbuch beschrieben nach rechts in die Südflanke des Kraxentrager. Ich stieg vor und musste im schrofigen Gelände bald erkennen, dass wir nicht mehr auf dem beschriebenen Weg sind. Nach dem auch Flo seine Bedenken äußerte, noch weiter empor zu steigen, entschlossen wir uns umzukehren. Ich versuchte einen Weg hinunter ins blockübersäte Kar zu finden. Während ich den „Point of no return“ erreichte und mich in sicheres Gelände hinuntermühte, machte es sich Flo wenige Meter über mir gemütlich und zündete sich genüsslich eine Zigarette an. Eigentlich hätte das seine „Gipfeltschigg“ sein sollen. Flo wollte sich diese Strapazen ersparen. Glücklicherweise hatte er den „Point of no return“ noch nicht erreicht und konnte ohne Probleme zurück zum Grat. So mussten wir bis hinunter zum Sumpfschartl getrennte Wege gehen. Dort trafen wir uns wieder und gönnten uns eine kleine Jause, schon im Bewusstsein, dass wir ohne Gipfelsieg zurück ins Tal müssen. Noch mehrmals ließen wir im Abstieg den Blick zurück zum Gipfel schweifen und konnten schließlich auch den Grund für unser Scheitern erkennen. Wir waren zu früh auf die Südseite gequert und nicht erst wie beschrieben bei den drei Felszacken!

IMG_0066.JPGNach guten zwei Stunden Abstieg waren wir zurück beim Ausgangspunkt. Unseren missglückelten Gipfelsieg besprachen wir bei einem großen Bier. Nach dem wir unseren Durst gelöscht hatten, hatten wir uns auch damit abgefunden, dass wir heute keinen Gipfel bestiegen hatten. Zum Schluss noch ein Tipp für alle: Auch die Fotos der Tourenbeschreibung genau studieren! Das kann helfen den richtigen Weg zu finden.

Martin

2 Kommentare zu “Missglückter Gipfelsieg am Kraxentrager”

  1. onda sagt:

    Man kann euch nicht alleine lassen!
    Hauptsach die Gasthäuser findets immer.
    Bei dir und beim Günz do rünz.
    Ps: i glab der Kraxentrager ist a Schitourenberg
    NE-ON-DA

  2. FloBru sagt:

    Das mit der Tourenauswahl funktioniert schon tadellos, die Vorbereitung können wir in der Tat noch leicht verbessern… Ich muss schon zugeben, dass mich dein Hineinqueren in diese schottrige Flanke „leicht“ nervös gemacht hat. Zwei Höhenmeter in zwanzig Minuten und mit jedem Schritt drei Kubikmeter Geröll losgetreten!
    Aber jetzt (nachdem wir das Foto im Führer gesehen haben) wird uns dieser Grat sicher wiedersehen! Wahrscheinlich lag es an der falschen Kleidung…

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