Wer hoch hinaus will, muss früh aufstehen. Abmarsch um kurz vor 6:00 Uhr vom Hüttenparkplatz (1.530 m) direkt an der Ruetz kurz nach der Grabaalm. Der Aufstieg über den mit einzelnen Bäumen und Buschwerk überwucherten Steilhang dem Sommerweg folgend hinauf und schließlich links auf eine Geländekanzel unter dem Sulzeck erwies sich schon um diese Zeit bei gefühlten 30° C plus als schweißtreibend. Der Steig ist schon teilweise aper, Abschnallen lohnt sich aber nicht wirklich.
Von der Bergstation der Materialseilbahn führt die Route flach hinen zum im Sommer teilweise sumpfigen Boden der Sulzenau. Gleich hinter der Alm geht es über die auch hier steilen Hänge der Hohen Sulze aufwärts und mit Hilfe vieler Kehren zur Sulzenauhütte (2.196 m). Wie im Sommer mit Martin beobachtet, ist der Anstieg erst sicher, wenn sich die lawinenschwangeren Wände des Pfaffenknollen (2.529 m) entladen haben.
Mittlerweile war derart dichter Nebel aufgezogen, dass die Sicht nur mehr gut 20 m betrug. Gott sei Dank bot der Winterraum für eine Stunde Unterschlupf… War es bis zur Hütte warm gewesen, erwies sich die Hütte als wahrer Eisschrank. Mit gefrorenen Fingern ging es von der Hütte weiter über wellige Böden nach Osten und über eine kurze Steilstufe zum Bach hinab. Von dort weiter zu einem zweiten Bach, dann auf einem Geländerücken kurz empor Richtung Grünausee. Hier gibt es eine schöne Rinne die sich unter dem Sulzenaukogel (2.944 m) zum Wilden Freiger Ferner hinauzieht. Nun riss die Nebelschicht endgültig auf und die Sonne knallte mit voller Wucht auf den frisch verschneiten Gletscher herab. Heute habe ich mich aber mit Sonnencreme eingeschmiert, um nicht wieder wie ein Indianer auszusehen…
Der Gipfel war schon lange zu sehen, er schien aber nicht näher zu kommen… Schon lange habe ich keine Tour mehr gemacht, die sich so gezogen hat… Um 12:00 Uhr erreichte ich endlich die verfallene Zollhütte. Die letzten Meter zum Gipfel waren dann kein Problem mehr. Der Ausblick vom höchsten Punkt ist gewaltig. Im Süden erstreckt sich der riesige Übeltalferner. Auf den ersten Blick wirkte es, als wenn alles unter mir von Wolken bedeckt sei, bis ich merkte, dass es sich um Schnee handelte. 😎 Der Rundblick mit Wilder Pfaff (3.456 m), Zuckerhütl (3.503 m), Aperer Pfaff (3.353 m), Ruderhofspitze (3.474 m) bis zum Habicht (3.277 m) ist gigantisch. Der Tiefblick hinunter zum Aperen Freiger (3.261 m) lässt die Dimensionen erahnen.
Nach kurzer Pause 1.000 m Abfahrt in feinstem Pulver. Es waren an diesem Tag nur wenige Leute vorher am Gipfel (teilweise von der anderen Seite), die diese Route abfuhren, sodass nahezu unverspurte Hänge höchste Glücksgefühle auslösten. Bis zum Grünausee war es pulvrig, dann begann der Firn. Bis zur Sulzenau fuhr sich der Schnee traumhaft, erst am Almboden wurde es so richtig sulzig (daher der Name?) Die Alm verlockte zu einer Pause zum Trocknen meiner Sachen. Nach einer weiteren Stunde Abfahrt hinunter zur Grabaalm. Über eine Rinne kann man bis ganz zur Ruetz abfahren. Diese kann man ümittels einer Brücke überqueren, die sich ein Stück taleinwärts im Wald versteckt. Ein herrlicher aber auch anstrengender Tag (1.900 Höhenmeter) ging zu Ende.
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[…] 2 Jahren Zeit zum Verdauen der Anstrengung entschlossen sich Matthias und ich, dem Wilden Freiger (3.418 […]